1. Welche Ursache hat ein Analabszess / eine Analfistel?
Ursprung der Erkrankung sind die sog. Proktodäaldrüsen, die im Analkanal zwischen dem inneren und äußeren Schliessmuskel liegen. Diese Drüsen sind nur bei einem Teil der Menschen angelegt. Kommt es zur Verstopfung der Drüsen, kann eine akute Entzündung (also ein Analabszess) oder eine chronische Entzündung (also eine Analfistel) entstehen. Eine besondere Form des analen Fistelleidens kann bei Patienten mit einem
M. Crohn vorliegen; diese unterscheiden sich erheblich von den „normalen“ Analfisteln.
2. Wie erfolgt die Diagnose eines Analabszesses?
Leitsymptome eines Analabszesses sind der starke Schmerz und eine deutlichen Schwellung im Analbereich. In manchen Fällen liegen jedoch auch für das bloße Auge nicht sichtbare Analabszesse vor, die sich dann mit einer analen Endosonographie (“sog. innerer Ultraschall“) gut diagnostizieren lassen. Eine Kernspintomographie der Analregion (MRT) ist zur Diagnostik eines Analabszesses nur in besonderen Einzelfällen notwendig.
3. Wie wird ein Analabszess behandelt?
Analabszesse müssen immer durch einen Operation eröffnet werden, damit der Eiter nach außen abfließen kann. Dabei ist eine Operation in Vollnarkose zu empfehlen. Medikamentöse Therapieversuche mit Antibiotika oder Salbenbehandlungen können Komplikationen wie z.B. Schließmuskelschädigungen oder auch schwere Allgemeininfektionen begünstigen. Sollte schon bei der Analabszessoperation eine Analfistel darstellbar sein, so wird diese zumeist mit einem Faden (oder einem „Loop“) markiert; dieser verhindert eine erneute Abszessbildung. Eine direkte Therapie der Analfistel im Rahmen der Operation des Analabszesses empfiehlt sich nur bei sehr oberflächlichen Fisteln, die nur wenig oder keinen Schließmuskel enthalten. Eine Abheilung der Operationswunde ist innerhalb von 6 Wochen zu erwarten.
4. Wie wird eine Analfistel festgestellt?
In den meisten Fällen erfolgt die Diagnose vor oder während der Operation eines Analabszesses (s.o.). Bei manchen Patienten findet sich im Analbereich nur eine kleine Wunde oder Schwellung, die wie ein „Pickel“ erscheint. Manchmal tritt auch eitriges oder blutiges Sekret aus der Wunde aus. Zumeist reicht die normale proktologische Untersuchung zur Diagnosestellung und zur Festlegung der Therapie aus. In manchen Fällen, insbesondere bei unklaren Fistelverläufen oder bei wiederholt auftretenden Fisteln („Rezidive“) sind auch weiterführende Untersuchungen wie eine Ultraschalluntersuchung des Schließmuskels („anale Endosonographie“) oder auch ein Kernspintomographie (MRT) des Beckens erforderlich.
5. Wie wird eine Analfistel behandelt? Welche Folgen hat die Behandlung für die Stuhlkontinenz?
Die wichtigste Frage für den Patienten ist, ob durch die Behandlung eine Stuhlinkontinenz zu befürchten ist. In den allermeisten Fällen ist diese Gefahr relativ gering. Entscheidend ist dabei, ob und in welchem Umfang Anteile des inneren und / oder des äußeren Schließmuskels betroffen sind. Sind größere Anteile des Schließmuskels betroffen, so kann es bei diesem Verfahren aufgrund der Narbenbildung zu Schließmuskeldefekten kommen. Diese können dann einen negativen Einfluss auf die Stuhlkontinenz haben. Daher hat die Schonung des Schließmuskels höchste Priorität.
Es sind in der wissenschaftlichen Literatur daher sehr viele Therapieverfahren zur Therapie einer Analfistel bekannt. Im Weiteren stellen wir die heute aktuellen und von uns durchgeführten Verfahren vor.
6. Welche Operationsmethoden wenden wir an?
6.1 Fistelspaltung / Fistelausschneidung
Eine Fistelspaltung oder -ausschneidung ist die sicherste und einfachste Behandlung einer Analfistel. Bei dieser Methode werden Heilungsraten von über 90% erreicht. Eine Fistel „spalten“ bedeutet, diese frei zu legen unter Durchtrennung des bedeckenden Schließmuskels oder der Schleimhaut. Die Wunde heilt dann von innen nach außen zu. Die Methode wird heutzutage nur bei oberflächlichen Analfisteln (also bei sog. submukösen oder intersphinkteren Analfisteln) angewendet. Eine Durchtrennung größerer Anteile des Schließmuskels würde sonst die Gefahr einer Stuhlinkontinenz deutlich erhöhen.
6.2 Fistelausschneidung und Deckung mit einem Schleimhautlappen (Verschiebelappenplastik)
Bei höhergradigen Fisteln unter Beteiligung von Anteilen des inneren und äußeren Schließmuskels (sog. transsphinktere Analfisteln) ist die Fistelausschneidung und Deckung mit einem Schleimhautlappen ein schließmuskelschonendes Verfahren, dass auch bei komplizierten Fistel angewendet werden kann. Es eignet sich auch für Analfistelrezidive (also wieder aufgetretene Fisteln). Die Heilungsrate liegt zwischen 70 und 80%. Das Risiko einer Stuhlinkontinenz ist relativ gering und abhängig von der Ausdehnung der Analfistel.
6.3 Fistelspaltung und primäre Schließmuskelnaht
Dieses Verfahren eignet sich ebenfalls für höhergradige Analfisteln, bei denen der innere und der äußere Schließmuskel (sog. transsphinktere Fisteln) beteiligt ist. Bei diesem Verfahren wird die Analfistel gespalten und das Fistelgewebe gesäubert. Anschließend erfolgt die Wiedervereinigung des durchtrennten Schließmuskels. Dieses Verfahren bietet eine Heilungsrate von bis zu 85%. Das Risiko für eine Stuhlinkontinenz ist abhängig von der Ausdehnung der Fistel und der Heilungsrate.
6.4 Fistelverschluß mittels LIFT-Technik
Eine relativ neue Methode ist der Fistelverschluß mit der sog.
LIFT-Technik. Diese Methode eignet sich für Fisteln, die den inneren und äußeren Schließmuskels betreffen. LIFT bedeutet „Ligatur des intersphinkteren Fistelgangs“; d.h. es wird nur der Fistelgang durchtrennt, ohne daß es zu einer Schädigung des Schließmuskels kommt. Die Heilungsrate liegt bei etwa 70%.
Link Leitlinie Analabszess:
http://www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/088-005.html
Link Leitlinie Analfistel:
http://www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/088-003.html